Wohlfühltage – zopflos glücklich

Peter Fitzek, selbsternannter “König von Deutschland” und Möchtegern-Messias

Messe ohne Messias

“Wir sind alles Herzmenschen”, lamentiert Marco Rossi, der Veranstalter der “Wohlfühltage” im schweizerischen Luzern, auf seiner Veranstaltungswebsite. Es wurmt ihn gewaltig, dass er Peter Fitzek, den selbsternannten “König von Deutschland” und Möchtegern-Messias, von seiner Esomesse ausladen musste.

In Rossis Universum sind Fitzek und seine Sekte keine “gefährlichen Fanatiker” und haben schon gar keine “Affinität zu Straftaten”, wie der Veranstalter unter ausdrücklichem “Protest” festhält. Seine “Wohlfühltage”, die vom 1. bis 4. September in der Messe Luzern stattfinden, waren unter medialen Beschuss geraten, nachdem eine Gruppierung namens “Resolut” in einem offenen Brief auf die wenig seriösen Vortragsredner aufmerksam gemacht hatte. Neben Fitzek sollen etwa auch Daniele Ganser und andere Exponenten der Verschwörungs- und Pseudomedizin-Szene auftreten.

Die Messe findet statt, da waren sich der Veranstalter und der Messebetreiber einig. Kein Wunder, rollt doch an den “Wohlfühltagen” sicherlich für beide der Rubel.

Vermutlich war es der um sein Image fürchtende Messebetreiber, der dann durchsetzte, dass wenigstens Bonsai-Monarch Fitzek mit seinem Vortrag über die Klinge springen musste. Der “König” als Bauernopfer.

Dass Veranstalter Rossi den Reichsbürgerkönig am liebsten im Programm behalten hätte, ist an seiner larmoyanten “Stellungnahme” unschwer zu erkennen.

Der Herr der Fliegen und sein Vorstrafenregister

Peter Fitzek, ein friedliebender Herzensmensch ohne Affinität zu Straftaten?

Klar, der Möchtegern-Messias versucht krampfhaft, ein entsprechendes Image zu pflegen. Ein rezentes Video zeigt ihn beim Fliegenstreicheln und Sperlinghätscheln.

Einen aufrechten Sonnenstaatländer beeindruckt so etwas natürlich noch lange nicht.

Wenn man aber ein bisschen dumm ist – manche Veranstalter von Esomessen sind das offenbar – könnte man anhand der niedlichen Tierbilder vielleicht auf die Idee kommen, dass ein Peter Fitzek nie irgendwas tun würde, wodurch Menschen zu Schaden kommen.

Peter Fitzek, der Herr der Fliegen (hebr. Beel zebub).

Wahrscheinlich hat Messeveranstalter Rossi, der anderen schlechtes Recherchieren vorwirft, noch nie einen Blick ins Sonnenstaatland-Wiki geworfen. Dort sind, soweit öffentlich bekannt geworden, die Vorstrafen und laufenden Strafverfahren des Herrn der Fliegen haarklein aufgelistet. Die Tabelle hat bald so viele Seiten wie Fitzeks peinlicher Autobiographieschinken.

Kleine, nicht repräsentative Auswahl gefällig?

  • Körperverletzung (Geldstrafe von 90 Tagessätzen)
  • gefährliche Körperverletzung (7 Monate Freiheitsstrafe)
  • unerlaubter Waffenbesitz (Geldstrafe von 60 Tagessätzen)

So geht “keine Affinität zu Straftaten”. Mhm.

Ruinen schaffen, auch mit Waffen

A propos unerlaubter Waffenbesitz: Das von der “Herzensmenschenfamilie” der Esomesse verteidigte Königreich Deutschland hat durchaus Verbindungen zu Waffenfanatikern.

So ist der Dresdner Waffenhändler Bert Stötzer mindestens seit 2016 Unterstützer des Königreiches. Er besucht Seminare, nimmt an KRD-Messen teil und wird als “Reserve” für Ein- und Auszahlungsstellen der von Fitzek betriebenen und von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen verbotenen  “Gemeinwohlkasse” geführt. 2017 nahm er an der Jubiläumsveranstaltung “5 Jahre Königreich Deutschland” teil.

In der Vergangenheit schickte er mehrfach größere Bargeldbeträge per Einschreiben ins Königreich. Als “Spende”.

Hier fragt sich das Sonnenstaatland, ob und wie diese bedenklichen Reichsbürger-Umtriebe eines Waffenhändlers staatlicherseits unentdeckt geblieben sind. Eigentlich müsste man sich über die waffenrechtliche Zuverlässigkeit Stötzers mal ernsthaft Gedanken machen, oder? Eine entsprechende Anregung an die Behörden in Sachsen ist jedenfalls unterwegs.

Und vergessen wir auch nicht, dass die schludrig abgeschriebene “Verfassung” des KRD in Art. 75 Abs. 3 für das “Königreich” eine Armee vorsieht. Einen Vorgeschmack darauf bekam der aufmerksame Beobachter bereits vor der Gründung des KRD 2012, als Fitzek eine “neudeutsche Garde” aufstellte und diese persönlich in Kampfsport unterrichtete.

Friedliebende Herzensmenschen ohne Affinität zu Waffen und Gewalt stellen paramilitärische Einheiten auf und flirten mit Waffenhändlern? OK.

Heul leise, Herzensmensch!

Den Veranstalter der “Wohlfühltage” müsste man mal fragen, ob er eigentlich Heilsteine auf den Augen hat, dass er sich gegenüber den fragwürdigen Machenschaften des notorischen Straftäters und Scharlatans Peter Fitzek so vollkommen blind stellt.

Es gibt mehr als genug Belege dafür, dass der öffentliche Aufschrei über Fitzeks geplanten Auftritt genauso gerechtfertigt war, wie jede einzelne der Razzien, die im doch nicht so souveränen “Königreich Deutschland” schon stattgefunden haben.




Der “Freistaat Preussen” und seine Wunscharmee

Wie bei allen der immer größer werdenen Zahl der diversen Reichsregierungen, geht man auch beim “Freistaat Preussen” davon aus, die einzig legitimierte Exilregierung zu sein.

Man veranstaltet munter Schulungen, verkauft für viel Geld seine Fantasiepapiere (die nötige Grundausstattung um sich Mitglied dieses “Staates” nennen zu dürfen, kostet etwas mehr als 130.– Euro), Kennzeichen und mehr, außerdem erläßt man mit wachsender Begeisterung irgendwelche “Proklamationen” oder schreibt Ministerien an um die “Machtübernahme” mitzuteilen und entsprechende Weisungen zu erteilen.

So hat Sabine aus der Familie Mika nicht nur das “Amt für besondere Angelegenheiten” inne, sondern ist auch die neue Verteidigungsministerin, wie sie in einem Schreiben an das Verteidigungsministierum wortreich mitteilte.

Hier liest man unter anderem

Alle Soldaten sind hiermit unverzüglich aufgefordert, sich entsprechend ihrer Vereidigung auf das deutsche Volk: “… das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe…” sich sofort und unverzüglich um deren nationalen Schutz zu kümmern. Es ist aus vorweg genannten Gründen ab sofort unter Höchststrafe verboten, sich weiterhin in anderen Ländern an kriegerischen Handlungen jedweder Art zu beteiligen. Die Soldaten sind unverzüglich in ihre Heimat zurück zu leiten, samt ihrer Ausrüstung. Alle Soldaten haben während der Reorganisation der Bundesstaaten des Deutschen Reichs ab sofort nur noch den Anordnungen der administrativen Regierung des Freistaat Preußen Folge zu leisten, da die administrative Regierung des Freistaat Preußen gemäß Artikel 82 (1) der Verfassung des Freistaat Preußen, welche die Oberhoheit zur Neuordnung aller Bundesstaaten, sich in der Gesamtheit Deutsches Reich nennend, hat. Dazu hat unverzüglich eine entsprechende Veränderung der Beflaggung zu erfolgen!

Auch die Kfz-Kennzeichnen sind in ihrem Erscheinungsbild entsprechend dem Recht des Freistaat Preußen und dem Recht der anderen Bundesstaaten umzusetzen.

Die Umstellung betrifft auch die Uniformen. Aus Kostengründen sind während der Reorganisation die bestehenden Uniformen weiter zu benutzen, jedoch ist die Kennzeichnung an der Armeekleidung entsprechend umzustellen.

Dabei ist außerdem zu beachten, daß in jedem Fall die Genehmigung der administrativen Regierung des Freistaat Preußen einzuholen ist. Näheres dazu bestimmt das Gesetz.

oder

Dazu hat die [Bundeswehr/Armee] sofort und unverzüglich einen Arbeitsstab zu bilden, welcher mit der administrativen Regierung des Freistaat Preußen, Frau Mika / Bereich besondere Aufgaben die notwendigen Umstrukturierungen und anstehenden Aufgaben, Entgegennahme der Befehle zur Rückführung in die Staatlichkeit/Rechtsstaatlichkeit der [Bundeswehr/Armee] umsetzt. Die sofortige und unverzügliche Kontaktaufnahme hat zu erfolgen unter der Anschrift:

xxxxxx Straße 14
[41372] Niederkrüchten
Telefon: 02163 – xxxxxxxxxx

Manchmal bleiben solche Schreiben nicht ohne Wirkung, in diesem Fall führte es -nicht zuletzt weil ein weiterer Angehöriger der Regierung versuchte mit seinen Fantasiedokumenten des “Freistaates Preussen” entsprechende Waffen zu erwerben- zur Durchsuchung verschiedener Objekte in Willebadessen, Warburg und Borgenteich. (1, 2 und 3)

Die Mühlen bei den deutschen Gerichten und Staatsanwaltschaften mahlen bekanntlich langsam, was natürlich auch durch die ellenlangen Schriftsätze der diversen “Rechtssachverständigen”, “Büros für Völkerrecht” und anderen “Ministerien” verursacht wird, aber: sie mahlen.

So wurde jetzt von der Staatsanwaltschaft Paderborn Anklage wegen “Verstosses gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz” erhoben. (4)

Man muss aber auch sagen, dass sich diese “Regierungsvertreter” wirklich extrem “intelligent” verhalten haben.

Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft versuchte der Warburger, der sich selbst als Angehöriger der Gruppierung »Freistaat Preußen« bezeichnet, im September 2014 bei einem Waffenhändler in Luxemburg ein Schnellfeuer-Maschinengewehr zu kaufen. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Marco Wibbe (Paderborn) wollte der Beschuldigte als »Vertreter für äußere Angelegenheiten der Provinz Westfalen des Freistaates Preußen« eine eigene Polizei für den »Freistaat Preußen« aufstellen. Der Waffenhändler lehnte einen Verkauf ab.

Im Dezember nahm der heute 31-Jährige erneut Kontakt zu dem Waffenhändler auf und legte als Legitimationsnachweis unter anderem einen »Staatsangehörigkeitsausweis« und einen »Waffenschein« des »Freistaates Preußen« vor. Der Händler lehnte einen Verkauf des Maschinengewehrs jedoch erneut ab und informierte die Ermittlungsbehörden.

Wer hätte es gedacht, dass die Vorlage von irgendwelchen Fantasiedokumenten zur “Legitimation” selbst einen Waffenhändler misstrauisch machen? Es gehört wohl sehr viel Überzeugung oder auch pure Verzweiflung dazu, dass man überhaupt davon ausgeht, dass solche Dokumente irgendeinen Wert hätten. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass man ja ordentlich dafür gezahlt hat.

Angesichts von soviel Blödheit kann man allerdings vermuten, dass der Richter nur schallend lacht und das Verfahren unter Umständen sogar einstellt. Letztendlich ist Dummheit ja nicht unbedingt strafbar.

Andererseits sollten die diversen Staatsanwaltschaften eventuell weiterermitteln. Da die Kassen -leider sind die meisten Menschen, die sich überhaupt für den Freistaat Preussen interessieren notorisch pleite und können die erforderlichen “Gebühren” nur mühsam abstottern- des Freistaats Preussen unter chronischer Ebbe leiden, plant man zwischenzeitlich (wohl nach Vorbild eines Peter Fitzek) eine eigene Bank, eigene Versicherungen und natürlich einen eigenen “Wachschutz”. Bei letzterem ist nicht ganz klar, ob man hier eventuell im Bereich “Sicherheitsdienstleister” aktiv werden möchte. Natürlich angemeldet beim eigenen Gewerbeamt und nur an den Freistaat Steuern zahlend.

Die Verhandlung dürfte auf jeden Fall interessant werden. Man darf sich schon auf die Aufrufe zur Suche von “Prozessbeobachtern” freuen.
Sollten hier dieselben Auflagen gemacht werden wie dies beim AG Meißen der Fall war, dürfte es für die Staatsangehörigen und Regierungsmitglieder extrem schwierig werden am Prozess teilzunehmen. Führt doch angeblich der Besitz eines bundesdeutschen Ausweispapieres unverzüglich zum Ausschluss.

  1. http://www1.wdr.de/themen/aktuell/freistaat-preussen-100.html
  2. http://www.nw.de/lokal/kreis_hoexter/willebadessen/willebadessen/20409608_Razzia-in-Willebadessen.html
  3. http://www.nw.de/lokal/kreis_hoexter/warburg/warburg/11219121_Staatsschutz-ermittelt-nach-Polizeieinsatz-in-Willebadessen.html
  4. http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Lokales/Kreis-Hoexter/Warburg/2240276-31-jaehriger-Warburger-soll-gegen-das-Kriegswaffenkontrollgesetz-verstossen-haben-Freistaat-Preussen-Staatsanwaltschaft-erhebt-Anklage